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Katholische KirchenZeitung vom 30. August 1998
Von Gregor von Glowczewski
Bernau (gg.) - Leider eine alltägliche Situation: Auf einer der Straßen Brandenburgs, im Landkreis Barnim, ist ein junger Mann mit seinem Auto an einem Baum gefahren. Für die Polizei und Rettungsdienste fast schon Routine. Der Notfallarzt kann nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Die Rettungsdienste ziehen ab. Die Polizei sichert den Unfallort. Jetzt müssen "nur noch" die Angehörigen des Toten genachrichtigt werden. Das ist aber für den Notarzt und die Rettungsdienstmitarbeiter gar nicht so einfach. Wie verhält man sich in einer solchen Situation? Die Ehefrau des Toten in ihrer schlimmsten Stunde nun allein zu lassen, ist ein schmerzlicher Gedanke. Die Mitarbeiter spüren eine innere Hilflosigkeit und sind letztendlich froh, zu einem neuen Einsatz abberufen zu werden....
Zwei junge Rettungsmitarbeiter Patrick Masollek und Babak Manssouri, ließ dieses Erlebnis aber nicht kalt. Sie gründeten im vergangenen Jahr in Bernau einen sogenannten "Kriseninterventionsdienst". Sie ließen sich zu "psychologischen Fachberateren" ausbilden und bauten eine kleine Gruppe auf, die sich zum Ziel gesetzt hat, "seelische Erste Hilfe von Mensch zu Mensch" zu leisten - und das ganz ehrenamtlich. Zum Bernauer Kriseninterventionsdienst gehören unterschiedliche Menschen und Berufsgruppen, eine Krankenschwester und ein Sozialarbeiter genauso wie eine evangelische Pfarrerin und ein katholischer Diakon. Alle besuchten Schulungen, absolvierten Praktika bei der Polizei und bei Rettungsdiensten.
Und dann kamen im November 1997 ihre ersten Einsätze. Mittlerweile sind es 18 ehrenamtliche Mitarbeiter, die bei über 40 Einsätzen "seelische Erste Hilfe" geben konnten: bei akuten Suizidfällen im Kreis Bernau, bei Verkehrsunfällen, Großbränden, einem plötzlichem Kindstod usw. Jeweils eine Woche lang sind diese Helferinnen und Helfer im 24-Stunden-Einsatz, ausgerüstet mit einem Handy und stets bereit einzuspringen, wenn Polizei, Feuerwehr, Ärzte und Rettungsdienste rufen.
In Berlin gibt es die kirchlich organisierte Notfallseelsorge, die sich erst jüngst bei der Gasexplosion in Berlin-Steglitz bewährte, in anderen Gegenden Deutschlands vergleichbare, zum Teil bestens organisierte Dienste. Der Kriseninterventionsdienst in Bernau ist in seiner Art und Strucktur als Privatinitiative bisher aber einmalig im Bundesland Brandenburg - eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft.
Die engagierten Mitarbeiter, die diesen Dienst in ihrer Freizeit tun, sind bald an ihre physischen und psychischen, vor allem aber an ihre finanziellen Grenzen gestoßen. Sie haben sich daher einen "potenten Partner" gesucht, der die Trägerschaft des KID Bernau übernimmt. Diakon Peter Dudyka ( Bernau / Wandlitz ) schlug den Caritasverband für Brandenburg vor - und der Stimmte zu. Ab 1. September wird die Trägerschaft des Kriseninterventionsdienstes im Landkreis Barnim die Caritas mit ihrer Gescäftsstelle in Eberswalde übernehmen. Damit verbunden ist die Ausweitung des Dienstes auf den ganzen Großkreis Barnim, also auch Eberswalde und das Amt Joachimsthal.
Paul Banasiak, Leiter der Caritas-Geschäftsstelle Eberswalde, freut sich auf diesen neuen Aufgabenbereich und begrüßt die bisherige Arbeit der ehrenamtlichen KID-Mitarbeiter sehr. Zunächst will die Caritas die Trägerschaft für ein Jahr übernehmen.
Auf jeden Fall soll die Arbeit im Kreis Barnim gefördert werden, unter anderem durch die Caritaskollekte am 27. September in den Kirchen des Landes Brandenburg und durch die diesjährige Haus- und Straßensammlung der Caritas.
Es gibt auch schon Überlegungen in anderen Kreisen Brandenburgs, so in der Uckermark, einen ähnlichen Dienst aufzubauen.
© Katholische KirchenZeitung 1998
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© 2009 KID Barnim | ![]() |
http://www.krisenintervention-notfallseelsorge.de/pages/presse3.html | Last update: 08.06.2009 |
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