Seelische Erste Hilfe von Mensch zu Mensch

Caritas übernimmt Trägerschaft des ‘Kriseninterventionsdienst und Notfallseelsorge in Barnim’

(Bernau) Seit dem 3. November 1997 ist im Landkreis Barnim der Kriseninterventionsdienst (KID) Barnim aktiv und rund um die Uhr über die Rettungsleitstelle erreichbar. Mittlerweile haben die 18 ehrenamtlichen Mitarbeiter in über 40 Einsätzen seelische Erste Hilfe geleistet. Begonnen hatte Alles im Dezember 1996, als plötzlich ein älterer Mann unerwartet zusammenbrach. Obwohl zufällig ein Rettungswagen in der Nähe war und in kürzester Zeit mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begann, konnte dem Mann nicht mehr geholfen werden. Der ebenfalls anwesende Notarzt hatte die schwere Aufgabe, der Ehefrau die Todesnachricht zu überbringen und mußte direkt danach zu einen weiteren Einsatz. Zurück blieben die Witwe und zwei Rettungsdienstmitarbeiter. Wie verhält man sich in solch einer Situation ?

Die Rettungsdienstler waren froh als auch sie einen weiteren Einsatz bekamen und somit ihrer Hilflosigkeit entfliehen konnten. Doch nach dem Einsatz kam die Betroffenheit. Der Gedanke, daß die Frau in ihrer schlimmsten Stunde niemanden hatte und von einen Augenblick auf den nächsten völlig alleine war, ließ die beiden nicht mehr los.

Zwei Monate später, wurde die Arbeitsgemeinschaft Krisenintervention gegründet, mit dem Ziel eine kostenfreie, psycho-soziale Akutbetreuung in Barnim aufzubauen.

In der darauf folgenden Zeit wurden die beiden Initiatoren zu psychologischen Fachberatern für Krisenintervention ausgebildet. Sie stellten Kontakte zu bestehenden Kriseninterventionsdiensten in ganz Deutschland her und organisierten für die mittlerweile gefundenen Mitarbeiter Schulungen und Praktika bei der Polizei und dem Rettungsdienst. Außerdem wurden Sponsoren gefunden, die dem KID Barnim Bücher zur Ausbildung und Handies, über die die jeweiligen diensthabenen Betreuer von der Rettungsleitstelle alarmiert werden, zur Verfügung stellten.

Im November war es dann soweit: Die Gruppe, die aus Mitarbeitern der evangelischen und katholischen Kirche, Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Rettungsdienstlern besteht, hatte ihre ersten Einsätze. Dabei sind eine Woche lang, 24 Stunden am Tag jeweils zwei Betreuer in Bereitschaft, wobei der zweite sofort benachrichtigt wird ,sobald der erste Betreuer nicht erreicht werden kann. Alarmiert wird der KID durch Mitarbeiter von Polizei , Feuerwehr und Rettungsdienst, sowie der Ärzteschaft.

Die Einsätze erstreckten sich bislang über alle Arten der Opfer- und Angehörigenbetreuung wie z.B. bei Suizidversuchen, dem plötzlichen Kindstod, Unfällen , Vergewaltigung und natürlich auch das Überbringen von Todesnachrichten. Die Betreuung von Hinterbliebenen und die Akute depressive Krise machen mit jeweils 30 % den größten Anteil der Arbeit aus.

Ausgestattet sind die KID-Mitarbeiter mit einem Einsatzrucksack in dem sich, neben verschiedenen Checklisten und Leitfäden, auch Kaugummis, Zigaretten und für Kinder ein Kuscheltier befinden.

Ziel jeden Einsatztes ist es, durch Gespräche und Zuhören den Betroffenen seelischen Beistand zu geben, damit sie mit ihren Gefühlen, Gedanken und Ängsten nicht alleine sind, sondern z.B. auch bei Schuldgefühlen jemanden um sich haben der ihnen Halt gibt.

Nach den Einsätzen füllen die Mitarbeiter ein Einsatzprotokoll aus und haben neben der Dokumentation, damit die Möglichkeit sich selber noch einmal mit dem Einsatz auseinander zu setzen. Darüber hinaus wird in den regelmäßigen Treffen des KID eine Einsatznachbesprechung und Supervision angeboten.

Nachdem der Kriseninterventionsdienst nun seit 10 Monaten in Niederbarnim tätig ist, übernimmt die CARITAS die Trägerschaft, und somit die finanzielle Absicherung. So steht der Ausweitung auf die angrenzenden Kreise Eberswalde und Joachimsthal, die bereits in Planung ist, nichts mehr im Wege.

Der KID Barnim benötigt weitere ehrenamtliche Mitarbeiter, die bereit sind, ihr Einfühlungsvermögen bei Menschen in Krisensituationen einzusetzten.

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