Berliner Morgenpost vom 05. Oktober 1998
Von Thomas Fülling
BM Bernau - Barnim verfügt als einer der ersten Landkreise in Brandenburg über einen kreisweiten Kriseninterventionsdienst (KID). Darüber informierte der Caritas-Verband, der die Trägerschaft des Projektes übernahm. Die katholische Wohlfahrtsorganisation unterstützt dazu eine bereits seit dem Vorjahr tätige Arbeitsgruppe. «Nach Unfällen haben wir gespürt, welche Defizite es bei der psychologischen Betreuung von Opfern und ihren Angehörigen gibt», berichtet der DRK-Rettungsassistent Patrick Masollek. Gemeinsam mit dem Psychologiestudenten Babak Manssouri hatte der 26jährige die Idee, einen KID für den Raum Bernau aufzubauen. Neben einer speziellen Ausbildung bestimmten zunächst die Suche nach Helfern und Geldgebern die Arbeit der beiden. Partner wurden unter Sozialarbeitern, Schwestern und Kirchenmitarbeitern gefunden.
Nachdem ein Mobilfunk-Unternehmen kostenlos Handys und Gesprächszeiten sponserte, konnte das Projekt probeweise im November 1997 starten. Inzwischen haben 18 ehrenamtlich tätige KID-Mitarbeiter in mehr als 40 Einsätzen seelische Erste Hilfe geleistet. «Wir wollen den von einem Unglück Betroffenen das Gefühl geben, sie sind nicht allein mit ihren Sorgen und Ängsten», skizziert Ilona Kretschmar-Schmidt das Ziel der KID-Einsätze. Zugleich stellt die Basdorfer Pfarrerin fest: «Private, aber auch berufliche Interessen müssen beim Einsatz hintenanstehen.» So sind zwei KID-Mitarbeiter jeweils eine Woche lang 24 Stunden am Tag einsatzbereit und über Handy von der Rettungsleitstelle des Kreises erreichbar. In weniger als 30 Minuten wollen sie am Ort des Geschehens sein. Das Überbringen von Todesnachrichten gehört ebenso zu den Aufgaben der KID-Helfer wie das Einwirken auf potentielle Selbstmörder oder die Betreuung von Hinterbliebenen nach Unfällen.
Als wichtige Entlastung der Notärzte bezeichnet der Barnimer Rettungsdienstkoordinator Dr. Gerd Hartmann die Arbeit des KID. «Die Hilfe für das Opfer kommt oft noch zu kurz», bestätigt auch Polizeidirektor Klaus Wiese die Notwendigkeit des neuen Dienstes, der bisher keinerlei finanzielle Unterstützung von Krankenkassen erfährt. Der KID sucht dringend neue Helfer.
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