Bernau Krisenintervention und Notfallseelsorge sind auch vor den Toren Berlins keine Fremdworte mehr. Mit rund sechzig Einsätzen zieht der ´Kriseninterventionsdienst und Notfallseelsorge in Barnim´ eine erfolgreiche Bilanz des ersten Jahres. Die ständige Bereitschaft hat sich gelohnt: Vielen Unfallopfern, Angehörigen bei Todesfällen sowie Mitgliedern der Hilfs- und Rettungskräfte konnte seelische Erste Hilfe geleistet werden. Der Mitarbeiterstab wuchs auf 25 Personen an, darunter Pfarrer, Sozialarbeiter, Krankenschwestern und Rettungsdienstler. Die Trägerschaft und damit die finanzielle Absicherung übernahm die Caritas.
Jetzt wird KID Barnim auch in Eberswalde aktiv. Damit ist der gesamte Landkreis abgedeckt. Die guten Erfahrungen sollen genutzt werden. Denn es kann schlimme Folgen haben, wenn sich nach der medizinischen Versorgung keiner mehr kümmert, sagt Babak Manssouri, einer der beiden Initiatoren des KID. Sein Partner Patrick Marsollek weiß, es ist einfach schrecklich, Opfer und Angehörige alleine lassen zu müssen, wenn man als Rettungssanitäter zum nächsten Einsatz muß. Die Personaldecke für das zusätzliche Einsatzgebiet ist dünn, aber beim KID zeigt man sich optimistisch. In der Bevölkerung gebe es gut ausgebildete Fachkräfte, die sich noch immer nicht beim KID gemeldet hätten.
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Bernau Seit dem 3. November 1997 ist im Landkreis Barnim der 'Kriseninterventionsdienst und Notfallseelsorge in Barnim' aktiv. Rund um die Uhr ist er über die Rettungsleitstelle erreichbar. Mittlerweile haben die 25 ehrenamtlichen Mitarbeiter in rund sechzig Einsätzen seelische Erste Hilfe geleistet. Jetzt wird KID Barnim auch in Eberswalde aktiv. Die guten Erfahrungen sollen genutzt werden.
Begonnen hatte alles im Dezember 1996. Ein älterer Mann war in seiner Wohnung zusammengebrochen. Obwohl ein Rettungswagen in der Nähe war, und die Einsatzkräfte umgehend mit der Wiederbelebung begannen, konnte dem Mann nicht mehr geholfen werden. Der anwesende Notarzt hatte die schwere Aufgabe, der Ehefrau die Todesnachricht zu überbringen. Kurz darauf mußte er zum nächsten Einsatz. Zurück blieben die Witwe und zwei Rettungsdienstmitarbeiter. Wie verhält man sich in einer solchen Situation?
Ein neuer Notruf half den Rettungsdienstlern aus der Verlegenheit. Doch die Erinnerung blieb haften. Der Gedanke, daß die Frau in ihrer schlimmsten Stunde niemanden hatte und von einen Augenblick auf den nächsten völlig alleine war, beschäftigte die beiden.
Zwei Monate später, wurde die Arbeitsgemeinschaft Krisenintervention gegründet, mit dem Ziel eine kostenfreie, psycho-soziale Akutbetreuung im Barnim aufzubauen. Die beiden Initiatoren ließen sich zu psychologischen Fachberatern für Krisenintervention ausbilden. Sie stellten Kontakte zu bestehenden Kriseninterventionsdiensten in ganz Deutschland her und organisierten für die mittlerweile gefundenen Mitarbeiter Schulungen und Praktika bei der Polizei und dem Rettungsdienst. Außerdem wurden Sponsoren geworben, die dem KID Barnim Bücher zur Ausbildung und Mobiltelefone, über welche die diensthabenen Betreuer von der Rettungsleitstelle alarmiert werden, zur Verfügung stellten.
Im November 1997 war es dann soweit: Die Gruppe aus Mitarbeitern der evangelischen und katholischen Kirche, Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Rettungsdienstlern hatte ihre ersten Einsätze. Seitdem sind im Wochenwechsel, 24 Stunden am Tag bis zu drei Betreuer in Bereitschaft. Ist einer nicht erreichbar, springt der nächste ein. Alarmiert wird der KID durch Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Ärzte und medizinisches Personal.
Die Einsätze betreffen alle Arten der Opfer- und Angehörigenbetreuung in Fällen von Suizidversuchen, Vergewaltigungen, dem plötzlichen Kindstod, Unfällen und natürlich auch beim Überbringen von Todesnachrichten. Die Betreuung von Hinterbliebenen und die Akute depressive Krise machen mit jeweils 30% den größten Anteil der Arbeit aus.
Ausgestattet sind die KID-Mitarbeiter mit einem Einsatzrucksack, in dem sich neben verschiedenen Checklisten und Leitfäden, an denen sich die Helfer orientieren können, auch Kaugummis, Zigaretten und für Kinder ein Kuscheltier befinden. Ziel eines Einsatztes ist es, durch Zuhören und Zureden dem Betroffenen seelischen Beistand zu bieten. Niemand soll mit seinen Gefühlen, Gedanken und Ängsten alleine sein, sondern jemanden um sich haben der zum Beispiel bei Schuldgefühlen Halt gibt.
Nach einem Einsatz füllen die Mitarbeiter ein Protokoll aus. Damit wird nicht nur der Einsatz dokumentiert. Der Mitarbeiter erhält die Möglichkeit, sich mit dem Einsatz im Nachhinein nocheinmal auseinanderzusetzen. Nachbesprechung und Supervision erfolgen auf regelmäßigen Treffen des KID.
Nachdem der Kriseninterventionsdienst zehn Monate in Niederbarnim tätig war, hat die Caritas die Trägerschaft und damit die finanzielle Absicherung übernommen. So konnte schließlich der gesamte Landkreis inklusive Eberswalde und Joachimsthal abgedeckt werden. Zukünftig will der KID auch beim Aufbau von Kriseninterventionsdiensten in anderen Landkreisen helfen.
Die Personaldecke für das zusätzliche Einsatzgebiet ist dünn, aber beim KID zeigt man sich optimistisch. In der Bevölkerung gebe es gut ausgebildete Fachkräfte, die sich noch immer nicht gemeldet hätten. Gebraucht werden ehrenamtliche Mitarbeiter, die bereit sind, ihr Einfühlungsvermögen bei Menschen in Krisensituationen einzusetzten. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 030 / 394 99 33
Weitere Informationen durch B.Manssouri: Fax: 030 / 394 99 33
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Text : HiC Federvieh Texte
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