BB-Express vom 14.November 1998
Bernau. (eb/este) Seit dem 3. November 1997 ist im Landkreis Barnim der "Kriseninterventionsdienst und otfallseelsorge im Barnim" aktiv. Rund um die Uhr ist er über die Rettungsleitstelle erreichbar. Mittlerweile haben die 25 ehrenamtlichen Mitarbeiter in rund sechzig Einsätzen seelische Hilfe geleistet. Jetzt wird der KID Barnim auch in Eberswalde aktiv. Die guten Erfahrungen sollen auch hier genutzt werden.
Begonnen hatte alles im Dezember 1996. Ein älterer Mann war in seiner Wohnung zusammengebrochen. Obwohl ein Rettungswagen in der Nähe war, und die Einsatzkräfte umgehend mit der Wiederbelebung begannen, konnte dem Mann nicht mehr geholfen werden. Der anwesende Notarzt hatte die schwere Aufgabe, der Ehefrau die Todesnachricht zu überbringen. Kurz darauf mußte er zum nächsten Einsatz. Zurück blieben die Witwe und zwei Rettungsdienstmitarbeiter. Wie verhält man sich in einer solchen Situation?
Ein neuer Notruf half den Rettungsdienstlern aus der Verlegenheit. Doch die Erinnerung blieb haften. Der Gedanke, daß die Frau in ihrer schlimmsten Stunde niemanden hatte und von einen Augenblick auf den nächsten völlig alleine war, beschäftigte die beiden auch weiterhin. Zwei Monate später, wurde die Arbeitsgemeinschaft Krisenintervention gegründet, mit dem Ziel eine kostenfreie, psycho-soziale Akutbetreuung im Barnim aufzubauen. Die beiden Initiatoren ließen sich zu psychologischen Fachberatern für Krisenintervention ausbilden. Sie stellten Kontakte zu bestehenden Kriseninterventionsdiensten in ganz Deutschland her und organisierten für die mittlerweile gefundenen Mitarbeiter Schulungen und Praktika bei der Polizei und dem Rettungsdienst. Außerdem wurden Sponsoren geworben, die dem KID Barnim Bücher zur Ausbildung und Mobiltelefone, über welche die diensthabenen Betreuer von der Rettungsleitstelle alarmiert werden, zur Verfügung stellten.
Im November 1997 war es dann soweit: Die Gruppe aus Mitarbeitern der evangelischen und katholischen Kirche, Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Rettungsdienstlern hatte ihre ersten Einsätze. Seitdem sind im Wochenwechsel, 24 Stunden am Tag bis zu drei Betreuer in Bereitschaft. Ist einer nicht erreichbar, springt der nächste ein. Alarmiert wird der KID durch Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Ärzte und medizinisches Personal.
Die Einsätze betreffen alle Arten der Opfer- und Angehörigenbetreuung in Fällen von Suizidversuchen, Vergewaltigungen, dem plötzlichen Kindstod, Unfällen und natürlich auch beim Überbringen von Todesnachrichten. Die Betreuung von Hinterbliebenen und die Akute depressive Krise machen mit jeweils 30% den größten Anteil der Arbeit aus.
Nachdem der Kriseninterventionsdienst zehn Monate in Niederbarnim tätig war, hat die Caritas die Trägerschaft und damit die finanzielle Absicherung übernommen. So konnte schließlich der gesamte Landkreis inklusive Eberswalde und Joachimsthal abgedeckt werden. Zukünftig will der KID auch beim Aufbau von Kriseninterventionsdiensten in anderen Landkreisen helfen. Weitere Informationen unter Telefon 030/3949933.
© BB-Express 1998
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